.recherchiert 🇩🇪 Naturrecht 🇭🇺 Természetesjog 🇩🇪 Naturrecht & SED-Verfassungen der SBZ* von 1946–1949

🇩🇪 Naturrecht & SED-Verfassungen der SBZ* von 1946–1949

Die­sen Arti­kel anhö­ren

🇩🇪 In einer für Natur­recht­ler hoch­in­ter­es­san­ten Dis­ser­ta­ti­on namens „Natur­recht und die vor­grund­ge­setz­li­chen Wür­de­be­grif­fe deut­scher Län­der­ver­fas­sun­gen“ des Erfur­ters Frank Colin, der heu­te als Steu­er­be­ra­ter tätig ist, fand ich unter Punkt 4.1 „Die sowje­ti­sche Besat­zungs­zo­ne“ den fol­gen­den (in)direkten Bezug zum Natur­recht.

Colin dazu: „Die zen­tra­le Fra­ge der Arbeit lau­tet: steht ein natur­recht­li­ches Gedan­ken­sys­tem hin­ter den Begrif­fen der Wür­de in den vor­grund­ge­setz­li­chen Län­der­ver­fas­sun­gen und des GG?“

🇩🇪 DDR-Ver­fas­sun­gen und deren Ent­wür­fe
Auch wenn das Wort „Natur­recht“ in den SBZ- und DDR-Ver­fas­sun­gen nicht vor­kam, so doch aus des­sen Umfeld der Begriff „Wür­de“ und die­ser gleich mehr­fach, wohl als Tar­nung, sie spä­ter mas­siv mit Füßen zu tre­ten – zumin­dest denen gegen­über, die sich nicht mit dem SED-Strom trei­ben las­sen haben, son­dern auf­be­gehr­ten, da die „Wür­de“ – nicht nur des Men­schen – in der DDR eben antast­bar war.

Das Natur­recht
kann­te aber schon vor­her den Begriff „Wür­de“, denn es pos­tu­liert, daß jedem Men­schen auf­grund sei­ner blo­ßen Exis­tenz eine inhä­ren­te Wür­de zukommt und es betont, daß die­se Wür­de unan­tast­bar und unver­äu­ßer­lich ist, unab­hän­gig von sozia­len, poli­ti­schen oder wirt­schaft­li­chen Umstän­den.

Die­se Auf­fas­sung besagt, daß jeder Mensch allein auf­grund sei­nes Mensch­seins respek­tiert und in sei­nen grund­le­gen­den Rech­ten geach­tet wer­den soll. Die Wür­de des Men­schen ist somit ein zen­tra­ler Aspekt des Natur­rechts, das for­dert, daß sie geschützt und geach­tet wer­den muß, ohne Ein­schrän­kun­gen oder Dis­kri­mi­nie­rung.

Die Ver­fas­sun­gen der SBZ,
ver­öf­fent­licht von 1946–1949, beton­ten stark die Gewähr­leis­tung eines „menschwür­di­gen Daseins“ für alle Bür­ger: also nicht etwas das des frei­en Men­schen, aber immer­hin. Sie leg­ten einen kla­ren Fokus auf die sozia­le Gerech­tig­keit in der Wirt­schafts­ord­nung, um jedem Bür­ger ein ange­mes­se­nes Lebens­ni­veau zu sichern. Die­ser Ansatz steht im Ein­klang mit den Grund­prin­zi­pi­en des Natur­rechts, das die unver­äu­ßer­li­chen Rech­te und die Wür­de jedes Men­schen betont. Die Beto­nung des men­schen­wür­di­gen Lebens in die­sen Ver­fas­sun­gen spie­gel­te das Bestre­ben wider, die Prin­zi­pi­en des Natur­rechts zu ver­wirk­li­chen und die Wür­de jedes Ein­zel­nen zu schüt­zen, wenn sie ver­mut­lich auch nicht unter dem Gedan­kens des Natur­rech­tes geschrie­ben wur­den.
Fol­gend fünf Bei­spie­le, die das ver­deut­li­chen.

1. Art. 4 Abs. 5 (1. Lan­des­ver­fas­sungs­ent­wurf der SED, 1946 – SBZ):
Er beschreibt die Erwar­tung an Ange­stell­te im öffent­li­chen Dienst, sich stets ihrer Wür­de bewußt zu sein und das Ver­trau­en des Vol­kes zu genie­ßen.

2. Art. 56 Abs. 1 (Ent­wurf Ver­fas­sung der SED, 14.11.1946)
betont die „sozia­le Gerech­tig­keit“ als Ersatz für den Ein­zel­be­griff „Gerech­tig­keit“.

3. Art. 5 (Ver­fas­sung der DDR, 07.10.1949)
leg­te fest, daß Ange­stell­te im öffent­li­chen Dienst als Die­ner des Vol­kes sich stän­dig als wür­dig erwei­sen müs­sen, das Ver­trau­en des Vol­kes zu genie­ßen.

4. Art. 18 (Ver­fas­sung der DDR, 07.10.1949)
besag­te, daß die Ord­nung des Wirt­schafts­le­bens den Grund­sät­zen der sozia­len Gerech­tig­keit ent­spre­chen muß, um ein men­schen­wür­di­ges Dasein für alle zu gewähr­leis­ten.

5. Im Art. 19 Abs. 2 der Ver­fas­sung der DDR vom 06.04.1968
lau­te­te es dann fast 20 Jah­re spä­ter, nach­dem am 19.03.1949 die Ver­fas­sung der DDR ver­ab­schie­det wur­de: „Ach­tung und Schutz der Wür­de und der Frei­heit der Per­sön­lich­keit sind Gebot für alle staat­li­chen Orga­ne, alle gesell­schaft­li­chen Kräf­te und jeden ein­zel­nen Bür­ger.“

Quint­essenz:
Auch wenn die ers­ten die Ver­fas­sun­gen der SBZ/DDR die Wür­de des Men­schen in ver­schie­de­nen Kon­tex­ten für ein men­schen­wür­di­ges Leben recht­lich boten und das im Ein­klang mit den Grund­prin­zi­pi­en des Natur­rechts stand, wel­ches die Wür­de jedes Men­schen betont, sah es in der DDR-Pra­xis lei­der völ­lig anders aus. – Aber das ken­nen wir ja auch aus der heu­ti­gen BRD.

* SBZ = Sowje­ti­sche Besat­zungs­zo­ne


Rosa von Zehn­le úr
Ùjud­var, 2023.12.28

www.175er-verlag.org/.recherchiert



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