🇩🇪 Passend zum heutigen Beginn der Bauernproteste (ab 8. Januar 2024), also genau 500 Jahre nach dem großen Deutschen Bauernaufstand von 1524, möchte ich das Thema „Naturrecht und das Recht auf Ungehorsam“ kurz beleuchten.
Vorweg:
Der (logischerweise zivile) Ungehorsam ist tatsächlich in Art. 20 Abs. 4 des Deutschen Grundgesetz wie folgt formuliert:
„Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist“
Und in einer anderen Quelle fand ich passend diesen interessanten Auszug:
„Dabei hatte der Gesetzgeber einen Staatsstreich von oben oder einen Putsch von unten vor Augen.“ (1)
In einem längeren Brief vom 13. März 2022 an das Landesverwaltungsamt (Reg. offener Vermögensfragen – 2. SED-UnBerG) habe ich das Thema „mein Ungehorsam“ ausführlich beschrieben und auch mit Zitaten renommierte Psychologen belegt und daraus folgend einige Auszüge.
Werte Frau …
(…)
Dazu vorweg und einleitend ein Gedankengang des US-Psychotherapeut/en Steiner, der Schüler und Freund des Begründers der Transaktionsanalyse EricBerne war und dazu in sehr kurz gehaltener Form erste Ergebnisse meinerseits zu der von mir selbst entworfenen theoretischen Ich-Analyse und meiner vor längerer Zeit begonnenen Ontologie, um mich somit noch besser, vor allem das in mir geheimnisvolle Unbewußte, kennenzulernen.
„Der erste Schritt zu (selbstbestimmender) Macht, bei der wir ohne manipulierte Kontrolle durch PowerPlay (2) auskommen, besteht darin, daß wir Ungehorsam lernen. Wir sind freie Menschen und unsere Freiheit ist dann eine Macht, wenn wir sie auch gebrauchen und uns nicht den Größten Teil unseres Lebens durch andere manipulieren und verschieben lassen. Erst wenn wir uns weigern, unseren Willen und unsere Urteilskraft von anderen kontrollieren zu lassen, setzen wir die Kräfte frei, die wir für eigene Entscheidungen und eigenes Handeln benötigen.“ (3)
Im Prinzip genau das, was ich von Kindheit an unentwegt versucht habe zu sein: Ungehorsam – Ungehorsam, aber nicht des Ungehorsams wegen und ich mußte Ungehorsam nicht erst lernen, ich war es praktischer- und renitenterweise bereits von Kleinauf, natürlich meiner Freiheiten wegen, die ich mir schon damals als resilienter Heranwachsender von niemanden nehmen lassen wollte. Und ich pflegte meinen zivilen Ungehorsam natürlich auch mit dem Erwachsenwerden und verfeinerte ihn stetig oder besser und passender ausgedrückt: ich radikalisierte ihn, da ich sah, wenn ich es nicht tat, daß ich immerzu eingeschränkt werden sollte, doch für mich standen meine Freiheiten und meine Rechte an erster Stelle und erst dann, wenn überhaupt, Gehorsam, wobei ich den persönlichkeitseinengenden Ausdruck Gehorsam doch lieber durch zivile oder besser natürliche Artigkeit ersetzen möchte, denn letztlich definiert und füllt jemand (z. B. ein Staat) ja den Inhalt der Vokabel Gehorsam und somit ist es wieder aus mit der Freiheit.
Sicher könnte auch zivile (natürliche) Artigkeit als Gehorsam definiert werden, doch den Begriff Artigkeit gibt es in der Rechtsprechung oder anderen exekutiven Einrichtungen nicht, zumindest habe ich ihn dort noch nicht gefunden, Gehorsam schon und andere bezügliche Synonyme wie Ergebenheit, Demut, Widerstandslosigkeit oder Unterwürfigkeit.
(…)
Und wenn LeBon zudem noch feststellte, „daß die Menschen sich niemals nach den Vorschriften der reinen Vernunft verhalten“ (4), dann lag ich ja mit meinen kindlichen und späteren „unvernünftigen“ Verhaltensweisen genau richtig und da wären wir letztlich wieder beim Gehorsam, der ja laut Obrigkeit sein muß, doch der Menschen Vernunft reicht eben erfreulicherweise nicht aus, um ihn immerzu für wichtig und anstrebenswert zu halten, zumal sie ja auf keinen Fall auf den Kopf gefallen sind und wissen, daß sie mit Gehorsam meistens nicht weiter kommen und doch nur bevormundet, dirigiert, eingeengt und kontrolliert werden sollen – oder ist dieser Ungehorsam nicht ganz und gar genauso von der Natur oder dem Schicksal angeordnet und gewollt worden, um zu große Macht Einzelner oder bestimmter Gruppen zu verhindern?
(…)
Ich blieb also Ungehorsam und unvernünftig, wenn man beide Vokabeln so definiert, wie es die Herrschaft glaubt, tun zu müssen.
„Wir sind so sehr daran gewöhnt, Gehorsam eine Tugend zu nennen, daß uns die Aufforderung zum Ungehorsam als höchst gefährlich und falsch erscheint. Dagegen steht, daß ziviler Ungehorsam schon seit Jahrtausenden zu dem Stoff gehört, aus dem die Sternstunden unserer Geschichte gemacht sind.“ (5)
Sie werden sicherlich sinnieren, na der Zehnle mit seinen schrägen Ansichten und sein schön geredeter Ungehorsam, doch Sie lasen gerade ein Zitat von Steiner, der im Vergleich zu mir (6), Studierter und vom Fach ist und darin war angedeutet, daß es immer nur Ungehorsam war, wenn auf dieser Welt gravierendes, fortschrittliches und für die Menschen wertvolles geschah, denn sie gingen ungehorsam auf die Straße, um ihre Freiheiten durch ungehorsame Demonstrationen und ungehorsame Aktionen zu fordern und um zu zeigen, wir lassen uns nicht mehr weiter unterdrücken, diskriminieren, ausbeuten, spalten oder was auch immer:
– siehe die Befreiungskämpfe der Schwarzen,
– siehe die Emanzipationsbewegung der Frauen,
– siehe die schwule, lesbische und transsexuelle Gleichstellung,
– siehe die Befreiung anderer Minderheiten und somit ihrer gesellschaftlichen Anerkennung oder
– siehe auch die Wende 1989, die, hätten die DDR-ler aus Gehorsam diese Demos angemeldet – also bei dem, gegen den es eigentlich ging –, nie stattgefunden hätten, da die Demoantragsteller sofort für Jahre wegen staatszersetzenden Aktivitäten in den Knast gewandert wären, um nur einige wichtige „ungehorsame“ Themen zu nennen.
(…)
Ungehorsam kann also auch Gehorsam sein oder anders formuliert: Ungehorsam ist für die Menschen eher wichtiger als Gehorsam, denn Gehorsam ist immer auch ein Machtinstrument derer, die die Welt beherrschen wollen, was man ja mit der Angst der Menschen seit Jahrhunderten tut, denn Angst kann man zwar verbal und mit der Hilfe der allmächtigen Medien verbreiten, aber nicht legislativ verordnen und schon gar nicht mit exekutiver Gewalt durchsetzen – Gehorsam schon.
Und wo sind wir dann wieder, denn wir haben uns nur einmal um den Kreis gedreht und wurden fast schwindelig? Richtig, beim Thema Beschneidung der Freiheit und andere uns allen zustehenden von Natur aus gegebenen Rechte, die uns niemand, auch nicht durch Gesetzesverordnungen, nehmen kann. Und dazu zählen auch der zivile Ungehorsam und das Unvernünftigsein, wenn es um die Verteidigung der menschlichen und von Natur aus gegebenen Rechte geht.
Betrachtet man die Geschichte, so haben solche Handlungen des Ungehorsams oft dazu beigetragen, Ungerechtigkeit und Unterdrückung zu bekämpfen und den Weg für eine gerechtere Gesellschaft zu ebnen und solche Akte des Ungehorsams dienen als legitimes Mittel, um die Anerkennung und den Schutz der Naturrechte und Menschenrechte zu stärken und weiterhin für ihre Unantastbarkeit einzustehen.
Quintessenz:
Das Naturrecht legt nicht nur nahe, sondern fordert von den Menschen, das Recht auf Ungehorsam oder Unartigkeit in Situationen, in denen der Staat Naturrechte und/oder Menschenrechte gefährdet, eine legitime Handlungsoption ist. Der Ungehorsam wird hier nicht als bloße Rebellion betrachtet, sondern als eine Art des Widerstand gegen Handlungen des Staates oder einer selbsternannten „Obrigkeit“, die grundlegende, natürliche Rechte verletzen oder bedrohen. In solchen Momenten kann Ungehorsam als eine positive Handlung angesehen werden, die auf die Verteidigung dieser unveräußerlichen Rechte abzielt, was ja Unmengen Philosophen und andere Gelehrte wissenschaftlich begründen. Es ist eine Manifestation des individuellen Gewissen/s und der Verantwortung gegenüber universellen moralischen Prinzipien.
Wir kennen alle das Zitat:
„Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht“ (7) von (?) Carl von Ossietzky.
Also, worauf wartet IHR noch???
Anmerkung:
Der komplette Aufsatz wird später in Buchform verlinkt. (8)
Fußnoten zu „Naturrecht unterstützt Ungehorsam“:
(1) Schönke/Schröder-Sternberg/Lieben, § 32, Rn. 65.
(2) Power Play im Sinne wie Steiner, Claude M. in seinem Buch „Macht ohne Ausbeutung“ schreibt: „Das Hauptinstrument von Kontrolle ist Power Play (Machtspiel).“, S. 73.
(3) Steiner, Claude M.: „Macht ohne Ausbeutung – Zur Ökologie zwischenmenschlicher Beziehungen“, Junfermann Verlag Paderborn, 3. Auflage 1991, S. 40.
(4) Le Bon, Gustave: „Psychologie der Massen“, Alfred Kröner Verlag, 4. Auflage, Stuttgart 1922, S. 7 (normal S. 27).
(5) Steiner, Claude M.: S. 43.
(6) Ich dürfte nur mein Zehnklassenabschluß und eine Berufsausbildung machen, aber weder Abi, Studium noch später eine Abendschule in der DDR besuchen. Ich war ja wegen einer versuchten Republikflucht Staatsfeind und Klassengegner, wie die SEDler meinten, mich einschätzen zu können.
(7) Das Zitat wird oft Bertolt Brecht zugeschrieben, aber es stammt tatsächlich von dem Juristen und Widerstandskämpfer Carl von Ossietzky, der damit das Dritte Reich meinte.
(8) Immerhin sehr umfangreich mit 27 A4-Seiten.
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