.recherchiert 🇩🇪 Naturrecht 🇭🇺 Természetesjog,🇩🇪 Volks-Philosophie Integrität – Klarheit – Treue: Grußworte zum 60. Geburtstag eines unbeirrbaren Sexualwissenschaftlers und Kulturforschers

Integrität – Klarheit – Treue: Grußworte zum 60. Geburtstag eines unbeirrbaren Sexualwissenschaftlers und Kulturforschers

Die­sen Arti­kel anhö­ren

Abs­tract: Ich möch­te an einen Men­schen erin­nern, der mit uner­schüt­ter­li­cher Gerad­li­nig­keit, kla­rer Hal­tung und treu­er Ver­bun­den­heit die Sexu­al­wis­sen­schaft und die Kul­tur­for­schung geprägt hat, näm­lich mit ehr­li­cher Red­lich­keit, unbe­irr­ba­ren For­scher­geist und ech­ter gesell­schaft­li­cher Ver­ant­wor­tung. Ange­sichts des heu­ti­gen Zustan­des der Sexu­al­wis­sen­schaft, der all­zu oft von Anpas­sung und Ober­fläch­lich­keit geprägt ist, gewin­nen die­se Tugen­den umso mehr an Bedeu­tung. Möge die­ser beson­de­re Tag ihm Kraft und Inspi­ra­ti­on schen­ken für wei­te­re Jah­re, in denen er sei­nen Weg mit der­sel­ben Klar­heit und Stand­haf­tig­keit wei­ter gehen wird.

Lie­ber Prof. Jakob P.,
so, heu­te also sech­zig Jah­re jung – dazu mei­ne herz­lichs­ten (auch musi­ka­li­schen) Grü­ße!
Möge unser Kon­takt in Dei­nem Fach­ge­biet auch wei­ter­hin zu leben­di­gem Aus­tausch füh­ren und beid­sei­ti­ge Anre­gun­gen des Den­kens und Wir­kens ermög­li­chen, denn so, wie ich Dei­ne Offen­heit, Dei­ne Stand­haf­tig­keit und Unbeug­sam­keit stets geschätzt habe, so war es doch auch so, daß Du – in den mitt­ler­wei­le drei­zehn Jah­ren unse­rer Bekannt­schaft – eben­so mei­ner eige­nen Offen­heit, mei­ner Gerad­li­nig­keit und mei­nem unbe­irr­ba­ren Kurs in der Sexu­al­auf­klä­rung (seit 1986) mit Wohl­wol­len begeg­net bist; ja, ich darf behaup­ten: Du hast mir nie den Rücken gekehrt (wie es ande­re Dei­ner Kol­le­gen taten, nur weil ich dem Zeit­geist nicht hin­ten hin­ein kroch, wo sie schon drin­nen waren, mir es aber mit denen zu eng und zu muf­fig gewor­den wäre), son­dern mei­ne eigen­stän­di­ge Hal­tung, mein unbeug­sa­mes Stre­ben und mein kon­se­quen­tes Ziel­be­wußt­sein nicht nur erkannt, son­dern zudem wie­der­holt aner­ken­nend her­vor­ge­ho­ben. Auch wenn wir nicht immer der glei­chen Mei­nung waren, aber eben gera­de das macht jenes freie Den­ken und Han­deln aus, was heu­te nur noch ein Schat­ten sei­ner selbst ist.

Das ging sogar so weit, daß Du mir – der ich nur einen Zehn­klas­sen­ab­schluß besit­ze und kein Stu­di­um auf­neh­men durf­te, weil es dem DDR-Sys­tem nicht in den Kram paß­te – eine hohe Ehre zuteil­wer­den lie­ßest.
Fol­gend der ent­spre­chen­de Aus­zug mei­nes dama­li­gen Ant­wort­briefs (ePost) aus den mehr als 350 gegen­sei­tig gesen­de­ten Nach­rich­ten:

Lie­ber Herr Prof. Jakob Pas­töt­ter,
heu­te Nacht stand ich auf, weil mir wie­der das Fol­gen­de durch den Kopf ging und schrieb die­sen Brief.
Sie hat­ten mich 2016 ein­mal im Bezug auf mei­ne nun schon 35-jäh­ri­ge Beschäf­ti­gung mit Hirsch­feld (und gene­rell der Sexu­al­auf­klä­rung) mit Prof. Fried­rich Salo­mon Krauss ver­gli­chen bzw. geschrie­ben:
“Sie gehö­ren zu den Fach­leu­ten: Sie ste­hen in der stol­zen Tra­di­ti­on von Fried­rich Salo­mon Krauss und leis­ten mehr als so man­cher ‚bestall­ter‘ Wis­sen­schaft­ler!

Das ehr­te mich damals sehr, denn so eine Aus­zeich­nung, die ich als die Ihri­ge ehr­li­che Aner­ken­nung für mei­ne lang­jäh­ri­ge sexu­el­le Auf­klä­rungs­ar­beit sah, habe ich bis dato noch von kei­nen der Hono­ra­tio­ren bekom­men und hät­te sie mir auch ein Zeit­geis­ter zuer­kannt, wäre ich skep­tisch gewe­sen, denn die sind, wie Sie ja selbst auch wis­sen, wie das Wet­ter: heu­te vol­ler Wär­me und Son­nen­schein und mor­gen (weil sich der Zeit­geist plötz­lich ändert) das schlech­tes­te Wet­ter, das man sich nur vor­stel­len kann, wes­halb man denen nicht trau­en kann, wenn es um Aner­ken­nun­gen geht. Bei Ihnen hat­te ich aber sofort ein ehr­li­ches Gefühl, da auch Sie nicht unbe­dingt jeden Zeit­geist­quatsch mit­ma­chen, da die­ser meist unpro­fes­sio­nell, an den Haa­ren her­bei gezo­gen und zudem unwis­sen­schaft­lich ist, daß Sie mei­ne öffent­li­chen Bemü­hun­gen um Aner­ken­nung von sexu­el­len Min­der­hei­ten nicht nur hono­rie­ren, son­dern als mensch­lich wert­voll emp­fin­den …

Lie­ber Prof. Jakob P.,
da Du dem swin­gen­den Takt der Musik eben­so zuge­tan bist wie dem schwung­vol­len Den­ken, habe ich Dir – als klei­nen musi­ka­li­schen Geburts­tags­gruß – ein leb­haf­tes Stück aus mei­ner Feder musi­ka­lisch umge­setzt, das beschwingt daher­kommt und ganz mei­nem Wesen ent­spre­chend, mit die­sem swin­gen­den Tem­pe­ra­ment ich Dir heu­te auch das Du anbie­te, so wie Du mich eben kennst: ein wenig unkon­ven­tio­nell, aber stets mit einem Augen­zwin­kern und einer Bri­se Reni­tenz.

Und wie „Er“ ja weiß, habe ich „Ihn“ bis­her anfäng­lich gesiezt und spä­ter in der drit­ten Per­son ange­spro­chen (das führ­te ich gene­rell vor eini­gen Jah­ren anstel­le von „Sie“ ein), eine alte, lei­der ver­ges­se­ne Anre­de­form, die ich sehr schät­ze, da sie erha­ben und ehr­lich klingt – denn ich mag eben die ech­te deut­sche Schrift und Spra­che und nicht das ver­hunz­te heu­ti­ge Sprach­ge­wirr, was auch noch ärger­li­cher­wei­se als „Deutsch“ bezeich­net wird.

Du bist einer der ganz weni­gen Sexu­al­wis­sen­schaft­ler,
die nicht – wie so vie­le ande­re – im Stru­del des Zeit­geis­tes ihren eige­nen Geist ver­lo­ren haben, son­dern ihn mutig und wach in die Zeit hin­ein­ge­tra­gen haben, ohne sich ihr zu beu­gen. In bes­ter Tra­di­ti­on von Magnus Hirsch­feld, der einst mit fes­ter Stim­me sprach: „Per sci­en­ti­am ad jus­ti­ti­am“ – „Durch Wis­sen­schaft zur Gerech­tig­keit“. Doch die­ser Wahl­spruch, der ein­mal (nicht nur) das Ban­ner auf­ge­klär­ter und ehr­li­cher Sexu­al­wis­sen­schaft gewe­sen ist, hat in den letz­ten zwan­zig, wenn nicht drei­ßig Jah­ren sei­nen fes­ten Platz ver­lo­ren; er wur­de ver­drängt von poli­ti­schen Anpas­sungs­pa­ro­len, wis­sen­schaft­li­cher Gefäl­lig­keit und pro­pa­gan­dis­ti­schen Losun­gen und Dog­men, der sich all­zu vie­le (fast ALLE) kampf­los hin­ga­ben. – Du jedoch nicht!

Und so könn­te ich, wenn ich müh­sam mein Gedächt­nis durch­fors­te, kaum mehr als eine Hand­voll Dei­ner Berufs­kol­le­gen auf­zäh­len, die sich nicht längst irgend­wo in Sys­tem­nä­he ein­gei­gelt oder in der Kon­for­mi­tät der Gleich­heit ein­ge­rich­tet haben. Und glau­be mir (Du weißt es wohl auch), ich kann das ein wenig beur­tei­len, denn in den letz­ten knapp vier­zig Jah­ren hat­te ich mit annä­hernd fünf­zig Sexu­al­wis­sen­schaft­lern und deren Kol­le­gen in angren­zen­den Fach­be­rei­chen schrift­li­che und in vie­len Fäl­len auch inten­si­ve­re Arbeits­kon­tak­te.

Im kom­men­den Jahr bege­he ich mein vier­zig­jäh­ri­ges Jubi­lä­um
als Sexu­al­auf­klä­rer, denn dann wird mein gesell­schaft­lich aner­kann­tes und 1986 in der DDR gegrün­de­tes ROSA ARCHIV & Biblio­thek 40 Jah­re jung.
Vier Jahr­zehn­te – eine Zeit­span­ne, in der ich mit den ein­fluß­reichs­ten Dei­ner Kol­le­gen (Männ­lein wie Weib­lein) der acht­zi­ger, neun­zi­ger und der soge­nann­ten Nuller­jah­re in Aus­tausch stand. Und lei­der: Nur ganz weni­ge (bis kaum jemand) unter ihnen blie­ben unab­hän­gig. Vie­le bie­der­ten sich – in DDR-Zei­ten oft aus öko­no­mi­schem Zwang, was ich ihnen nicht unbe­dingt zur Last lege – aber einem Sys­tem an, das sie zwar ernähr­te, aber auch nur so lan­ge, solan­ge sie treu als Genos­sen dem Sozia­lis­mus hoch hiel­ten.

Aber nach der Wen­de?
Da hät­ten sie frei den­ken dür­fen (was sie am Anfang auch taten) – und woll­ten es aber ab Mit­te der 1995er Jah­re begin­nend, dann nicht mehr. Statt­des­sen reich­ten sie – und hier mei­ne natür­lich die gesamt­deut­sche Sexu­al­wis­sen­schaft – ihre Pro­jek­te dort ein, wo Sys­tem­treue belohnt und For­schung zur Voll­stre­ckung poli­ti­scher Agen­den umfunk­tio­niert wur­de und bis heu­te wird.

Die Frei­heit der Wis­sen­schaft wur­de zur hoh­len Voka­bel, mit der man För­der­gel­der ver­teil­te – sie ist aber nicht der Raum, nicht jene Frei­heit, die nach Schlag­wor­ten tanzt, son­dern jene, die der wah­ren Erkennt­nis folgt, deren Tanz­sti­le viel­fäl­ti­ger, aus­drucks­stär­ker und unend­lich wan­del­bar sind.

Was jedoch den heu­ti­gen Stand der Sexu­al­wis­sen­schaft betrifft – oder bes­ser gesagt: das, was sich noch unter die­sem einst ehr­wür­di­gen und inhalt­lich star­ken Namen tarnt –, so muß man mit Bedau­ern fest­stel­len, daß es den frei­en, kri­ti­schen, wahr­heits­su­chen­den sexu­al­wis­sen­schaft­li­chen Dis­kurs kaum (eigent­lich öffent­lich nicht wirk­lich) mehr gibt. Wo einst for­schen­der Geist, unbe­que­me Fra­gen und inter­dis­zi­pli­nä­re Denk­kraft herrsch­ten, ist heu­te ein ideo­lo­gi­sches Nebel­feld auf­ge­zo­gen, in dem frei­es Den­ken ent­we­der gar nicht erst zuge­las­sen oder rasch wie­der abge­würgt wird – und zwar nicht durch Argu­men­te, son­dern durch Eti­ket­ten, Aus­gren­zung und die Ent­zie­hung exis­ten­ti­el­ler Grund­la­gen wie etwa der For­schungs­för­de­rung.

Man betrach­te nur die Welt­netz­sei­ten jener Hono­ra­tio­ren und ihrer sexu­al­wis­sen­schaft­li­chen Insti­tu­tio­nen und Ver­ei­ni­gun­gen: Über­all prahlt man damit, wer einen för­dert, für wel­che Pro­jek­te Gel­der flie­ßen, wer wo mit wem ver­netzt ist – ein glän­zen­des Schau­fens­ter der Selbst­be­weih­räu­che­rung.

Doch was da als For­schung ver­kauft wird, ist längst kei­ne Suche nach Wahr­heit mehr, son­dern ein wohl­fri­sier­tes Dienst­werk im Auf­trag jener, die den Geld­hahn bedie­nen. Hier forscht man nicht, um zu erken­nen – hier stellt man The­sen auf Bestel­lung her, auf daß die Geld­ge­ber sich in ihrer Welt­sicht bestä­tigt füh­len und ihre Kas­sen sich mit jeder ver­meint­li­chen Erkennt­nis noch ein wenig mehr fül­len. Die Wis­sen­schaft wird nicht mehr genährt, sie wird gemäs­tet – doch nicht mit inhalt­li­chem Gehalt, son­dern mit gewinn­brin­gen­den und wis­sen­schafts­feind­li­chen Gefäl­lig­keit.

Bei­spie­le gäbe es in Hül­le und Fül­le, doch zwei will ich her­aus­grei­fen:
War­um wohl wur­de der angeb­li­che – wohl­ge­merkt nie­mals nach­ge­wie­se­ne – HI-Virus über­haupt zum Patent ange­mel­det? Und war­um geschah Ähn­li­ches mit dem soge­nann­ten C19-Virus?
Ein Patent ist kein Sie­gel der Wahr­heit, son­dern ein Eigen­tums­an­spruch – man mel­det es an, nicht um Leben zu ret­ten, son­dern um Mono­po­le zu sichern. Nicht Erkennt­nis steht im Mit­tel­punkt, son­dern Ertrag. Es geht nicht um Hei­lung, son­dern um Herr­schaft. Paten­te schüt­zen nicht vor Krank­heit, son­dern vor Kon­kur­renz – und was sich hier auf­tut, ist ein Markt, kein medi­zi­ni­sches Ethos.
Gesund­heit, so wird uns vor­ge­spie­gelt, sei das heh­re Ziel. Doch mit wah­rer Gesund­heit ist kein Geschäft zu machen. Nur der Kran­ke bringt Ertrag. Die Wahr­heit ist bit­ter wie eine schwar­ze Pil­le: Die Krank­heit ist die Ware – und der Mensch das Absatz­pro­dukt.

An die Stel­le einer red­li­chen, wahr­heits­su­chen­den Sexu­al­wis­sen­schaft ist heu­te ein sys­tem­ge­mach­tes Sexu­al­wis­sen getre­ten – ein genorm­tes Kon­strukt, das nicht für den Men­schen da ist, son­dern gegen ihn wirkt: nicht der Erkennt­nis ver­pflich­tet, son­dern der Gesin­nungs­pfle­ge; nicht dem leben­di­gen Ver­ste­hen des Mensch­li­chen, son­dern der ideo­lo­gi­schen For­mung nach poli­ti­schem Maß.
Wer heu­te öffent­lich behaup­tet, es gebe ledig­lich zwei Geschlech­ter – eine Fest­stel­lung, die durch Bio­lo­gie, Anthro­po­lo­gie und jahr­tau­sen­de­lan­ge Beob­ach­tung gestützt ist – läuft bereits Gefahr, als rück­stän­dig oder gar als „gefähr­lich“ dif­fa­miert zu wer­den. Und wer den Irr­witz mit­trägt, es gäbe nicht nur drei oder vier, son­dern Dut­zen­de „Geschlech­ter“, der hat sich nicht an wis­sen­schaft­li­chen Erkennt­nis­sen geschult, son­dern sich ledig­lich die dra­ma­tur­gi­schen Vor­ga­ben eines Zeit­geis­tes zu eigen gemacht, der mehr an psy­cho­lo­gi­sche Wil­lens­len­kung erin­nert als an Wis­sen­schaft im eigent­li­chen Sinn.

Und das Volk, das die­sen Unsinn längst durch­schaut hat, bringt es auf sei­ne Wei­se auf den Punkt: „Die haben nicht alle Tas­sen im Schrank.“ – Und so leid es mir tut: Ich kann dem nur bei­pflich­ten, denn ich sehe die­se Scher­ben über­all (nicht nur in der Sexu­al­wis­sen­schaft).

All das und noch viel mehr, lie­ber Prof. Jakob P.,
konn­test Du nicht nur früh­zei­tig erken­nen, son­dern hast Dich auch nie dar­an betei­ligt – und dafür gebührt Dir Dank, Respekt und Freund­schaft. Du gehörst zu denen, die ihren Geist nicht ver­kauft, nicht ver­ra­ten, nicht ver­bo­gen haben – und gera­de des­halb bist Du, in einer Welt vol­ler Nach­red­ner, ein Sel­ber-Den­ker geblie­ben. Ein sel­te­ner Mensch – und einer, dem ich zum heu­ti­gen Tag nicht nur gra­tu­lie­re, son­dern auch auf­rich­tig dan­ke.

Und wer es heu­te wagt, abseits der herr­schen­den Dog­men zu for­schen, wer es sich anmaßt, bio­lo­gi­sche Tat­sa­chen beim Namen zu nen­nen oder gar den Mut auf­bringt, zwi­schen begrün­de­ter Erkennt­nis und ideo­lo­gisch auf­ge­bläh­ter Wunsch­vor­stel­lung zu unter­schei­den, der wird rasch aufs Abstell­gleis ran­giert – ohne Pro­jekt­mit­tel, ohne Zugang zu den gro­ßen Publi­ka­ti­ons­ka­nä­len, ohne Gehör in der ver­ord­ne­ten Debat­te.

So ver­schwin­det – und für mich ist sie längst schon ver­schwun­den – die unab­hän­gi­ge Sexu­al­wis­sen­schaft nicht ein­fach laut­los, sie wird gezielt ver­drängt. Und mit ihr schwin­det jenes ech­te Wis­sen, das einst red­lich und furcht­los dem Men­schen nach­spür­te – sei­nem Lei­be, sei­nem See­len­le­ben, sei­nem Ver­lan­gen und sei­nen Gren­zen. Was bleibt, ist ein Zerr­bild: Wis­sen­schaft im Dienst der Anpas­sung, nicht der Auf­klä­rung.

Lie­ber Prof. Jakob P.,
auch Du wur­dest Opfer die­ses Sys­tems – wes­halb Du Dei­nen sexu­al­wis­sen­schaft­li­chen Beruf in der BRD heu­te kaum mehr aus­üben kannst. Um so schö­ner ist es, daß Du ihn nun mit Freu­de anders­wo aus­füllst, wo Du seit gerau­mer Zeit weilst. Und die Men­schen dort dan­ken es Dir: Sie haben Dich auf­ge­nom­men – nicht nur häus­lich, son­dern mit offe­nem Her­zen und fami­li­är –, wie ich es immer wie­der an den Bil­dern sehen und spü­ren kann, die Du mir sen­dest. Sie tra­gen Wär­me in sich, Nähe und jene stil­le Wür­de, die ent­steht, wenn jemand am rech­ten Orte wirkt. Ich freue mich für Dich, denn Dein Umfeld dort ist herz­lich, frei, unge­zwun­gen und auf­recht – all das, was Du in der BRD nicht erle­ben konn­test; denn dort war alles von Miß­trau­en durch­drun­gen, von Ideo­lo­gie gefärbt, von Kon­trol­le durch­setzt und von einer geis­ti­gen Enge bestimmt, die dem frei­en For­scher­geist jede Luft zum Atmen nahm.

Mein lie­ber Prof. Jakob J.,
Du kennst mich ja, wenn ich ein­mal einen Satz begin­ne, kann dar­aus schnell ein Buch wer­den, wes­halb ich jetzt mein klei­nes Gruß­wort been­den möch­te, obwohl ich noch viel zu sagen hät­te, aber das könn­te ich ja tat­säch­lich spä­ter in Buch­form machen: der Gedan­ke gefällt mir sehr gut.

Und den­noch – oder gera­de des­halb – bleibt zu hof­fen, daß inmit­ten all des Lärms, der Kon­for­mi­tät und der Pseu­do­wis­sen­schaft jene weni­gen Stim­men, die dem Mensch­sein noch mit Ernst und Wür­de begeg­nen, nicht ganz ver­stum­men. Viel­leicht sind wir nicht vie­le, doch jeder Ein­zel­ne von uns zählt mehr als dop­pelt – als Hüter eines alten Feu­ers, das nicht ver­glimmt, solan­ge es noch wei­ter­ge­reicht wird, von Herz zu Herz, von Geist zu Geist und von Ver­stand zu Ver­stand.

So erhe­be ich das Glas – nicht allein auf Dein neu­es Lebens­jahr­zehnt, son­dern auf jenen unge­bro­che­nen Strom des frei­en Den­kens, in dem wir bei­de ste­hen. Und da Wor­te, so wie Töne, Brü­cken schla­gen, las­se ich zum Schluß für Dich noch einen musi­ka­li­schen Gruß erklin­gen: Ein lei­ser Swing, gebo­ren aus Takt und Trotz­kraft, vol­ler Lebens­lust, schel­men­haft wie ein Augen­zwin­kern – vom rosa Mikulás aus dem unga­ri­schen (frü­her Somo­gyszent­pál) Újud­var. Mit Zei­len, die Dich fei­ern, ehren und von Her­zen ideell beschen­ken, tra­gen sie die Bot­schaft in sich:
„Bleib, wie Du bist – denn nur so bleibst Du Dir und ande­ren treu.“

Herz­lich in jun­ger, freund­schaft­li­cher und gemein­sam the­ma­ti­scher Ver­bun­den­heit,
Rosa von Zehn­le úr.

Rosa von Zehn­le úr
Ùjud­var, 2025.07.26

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